Vorasidenib (Voranigo®)
Vorasidenib (Voranigo®) wurde im September 2025 in der EU neu zugelassen. Es handelt sich um einen IDH1/2-Inhibitor (Isocitrat-Dehydrogenase-1/2). Vorasidenib ist die erste zugelassene Therapieoption für IDH1/2-mutierte niedrigmaligne Gliome bei Jugendlichen und Erwachsenen. In Deutschland ist mit Ivosidenib derzeit nur ein weiterer IDH-Inhibitor verfügbar. Dieser ist allerdings zur Therapie der akuten myeloischen Leukämie zugelassen.
Die wichtigsten Hintergrundinformationen zu Vorasidenib
Wirkmechanismus
Inhibitor der mutierten Enzyme IDH1 und IDH2, welche zu einer vermehrten Produktion des onkogenen Metaboliten 2-Hydroxyglutarat führen
Indikation
- Niedrigmaligne Gliome (Grad 2 Astrozytom oder Oligodendrogliom), bei erwachsenen und jugendlichen Patienten ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg, die keine unmittelbare Strahlen- oder Chemotherapie benötigen und nur eine chirurgische Intervention hatten, mit IDH1-R132- oder IDH2-R172-Mutation: als Monotherapie
Für Patienten mit vorangegangener medikamentöser Tumortherapie oder Strahlentherapie besteht keine Zulassung. Als „chirurgische Intervention“ galt im Rahmen der Zulassungsstudie eine Tumorresektion (subtotal oder vollständig), aber auch eine Tumorbiopsie. Die Anwendung ist laut Fachinformation beschränkt auf „überwiegend nicht kontrastmittelanreichernde“ Tumoren, d.h. der Einsatz ist indiziert bei Patienten mit stabilem, niedrigmalignem Verlauf ohne Hinweis auf eine Progression oder Transformation zu einem höhergradigen Gliom.
Anfangsdosierung und Einnahme
- 40 mg 1 x täglich
- Einnahme mindestens 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit
Ausgewählte Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen
- Hepatische Effekte
- Sehr häufig Erhöhung der Leberenzyme (ca. 3-10% ≥ Grad 3)
- Leberenzym-Erhöhungen waren der häufigste Grund für Therapiepausen und Dosisreduktionen
- Hepatotoxische Effekte wie Leberversagen, Lebernekrose und Autoimmunhepatitis sind beschrieben
- Monitoring ALT, AST, GGT, Bilirubin → ggf. Therapieunterbrechung / Dosisreduktion
- Gastrointestinale Nebenwirkungen
- Diarrhö sehr häufig (ca. 25%) → symptomatische Therapie mit Loperamid
- Abdominelle Schmerzen (sehr häufig) und gastro-oesophagealer Reflux (häufig) → keine Interaktionen mit Protonenpumpeninhibitoren (Omeprazol)
- Embryotoxizität und möglicher Einfluss auf die Fertilität
- Ausschluss einer Schwangerschaft vor Therapiebeginn empfohlen
- Wirksame Verhütung während und bis zu 2 Monate nach Ende der Therapie
- Wichtig: die Wirkung hormoneller Kontrazeptiva kann eingeschränkt sein → zusätzliche Barrieremethode wird empfohlen
- Beratung zur Fertilitätsprotektion bei Kinderwunsch empfohlen (atrophische Veränderungen der Fortpflanzungsorgane im Tierversuch)
- Karzinogene Effekte
- Tierversuche weisen auf ein potentielles Risiko für Karzinogenität hin (v.a. in der Leber)
- Karzinogene Effekte beim Menschen sind nicht auszuschließen, bislang liegen keine Daten zur langfristigen Sicherheit von Ivosidenib vor
Ausgewählte Interaktionen
- Starke CYP1A2-Inhibitoren (z.B. Ciprofloxacin, Fluvoxamin) sowie moderate bis starke CYP1A2-Induktoren (z.B. Phenytoin, Rifampicin) vermeiden (erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen bzw. eines Therapieversagens)
- Vorasidenib selbst ist ein starker CYP3A4-Induktor, sowie ein moderater Induktor weiterer CYP-Enzyme (2B6, 2C19) → Abschwächung von entsprechenden Substraten möglich (u.a. hormonelle Kontrazeptiva, siehe auch oben)
- Interaktionscheck bei Therapiebeginn und bei Änderung der Begleitmedikation durchführen!
Quelle:
Fachinformation Voranigo®, September 2025, Zugriff: 05.11.2025. https://www.fachinfo.de




