Vitamin-B1 Prophylaxe Fedratinib
Seit Februar 2025 empfiehlt die EMA bei Therapie mit Fedratinib (Inrebic®) eine prophylaktische Gabe von Vitamin B1 (Thiamin), um das Risiko einer Wernicke-Enzephalopathie (WE) zu reduzieren.
Hintergrund der neuen Empfehlung
- Fedratinib ist ein JAK-Inhibitor, zugelassen zur Behandlung der primären Myelofibrose sowie verwandter myeloproliferativer Neoplasien
- In klinischen Studien wurden Fälle von Wernicke-Enzephalopathie unter der Therapie beobachtet
- Die WE ist als häufige Nebenwirkung beschrieben, selten traten schwerwiegende und tödliche Fälle auf
- Die WE steht im Zusammenhang mit erniedrigten Thiaminspiegeln
- Der zugrunde liegende Mechanismus ist unklar, eine Hemmung der Thiaminresorption durch Fedratinib scheint nicht ursächlich zu sein. Begünstigende Faktoren für eine WE können ein unzureichender Ernährungszustand und das Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen unter Fedratinib sein
Aktuelle Empfehlungen laut Fachinformation
Vor Therapiebeginn:
- Bestimmung des Thiamin-Spiegels
- Bei Thiamin < 70 nmol/l (entspricht ca. < 19 µg/l): Normalisierung des Thiamin-Spiegels vor Therapiebeginn erforderlich
Während der Therapie:
- Prophylaktische Gabe von Vitamin B1: Vitamin B1 (Thiamin) 100 mg 1 x täglich p.o.
- Als verordnungsfähiges Arzneimittel steht Thiamin z.B. unter den Handelsnamen „B1 ASmedic® 100 mg Tabletten“ oder „Vitamin B1 ratiopharm® 200 mg Tabletten“ (teilbar) zur Verfügung
- Regelmäßige Kontrollen des Thiamin-Spiegels, insbesondere bei Risikopatienten (z.B. Mangelernährung, geringe Nahrungsaufnahme, gastrointestinale Toxizität)
- Prophylaktische Antiemese: Fedratinib ist moderat-hoch emetogen, in den ersten 8 Wochen der Therapie wird eine prophylaktische Antiemese empfohlen, die Einnahme mit einer fettreichen Mahlzeit kann die gastrointestinale Verträglichkeit verbessern
- Symptomüberwachung: Ataxie, psychische Veränderungen und Sehstörungen durch z. B. Nystagmus oder Diplopie können Hinweise auf eine WE sein
Therapiemanagement bei erniedrigten Thiamin-Spiegeln während der Therapie:
- Thiaminspiegel unter dem Normbereich, aber ≥ 30 nmol/l (bzw. 8 µg/l) ohne Anzeichen einer WE: Fedratinib pausieren, orale Thiamin-Substitution, Wiederaufnahme nach Normalisierung erwägen
- Thiaminspiegel < 30 nmol/l (bzw. 8 µg/l) ohne Anzeichen einer WE: Fedratinib pausieren, intravenöse Thiamin-Substitution, Wiederaufnahme nach Normalisierung erwägen
Bei Verdacht auf WE:
- Fedratinib sofort absetzen
- Hochdosierte intravenöse Thiamin-Gabe einleiten
- Neurologische Abklärung, Bestimmung des Thiamin-Spiegels sowie Bildgebung einleiten
Quellen:
Fachinformation Inrebic®, Februar 2025, Zugriff: 09.07.2025. https://www.fachinfo.de
LAUER-Taxe® Online 4.0, Zugriff: 09.07.2025
Formelsammlung Labor Dr. Wisplinghoff, Zugriff: 09.07.2025. https://www.wisplinghoff.de/fuer-aerzte/formelsammlung/umrechner-einheiten-rechner