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Diarrhö unter Lenalidomid

Ein Patient leidet unter persistierenden Durchfällen während der Lenalidomid-Erhaltungstherapie, die nicht auf Loperamid ansprechen. Andere Ursachen – etwa infektiöse Ursachen wie Clostridien – wurden ausgeschlossen. Gibt es andere Therapieoptionen?

Bei persistierenden, Loperamid-refraktären Durchfällen unter Lenalidomid sollte an eine chologene Diarrhö gedacht werden, die durch ein Gallensäureverlustsyndrom entsteht.

Einsatz von Gallensäurebindern

  • Gallensäurebinder binden die überschüssigen Gallensäuren im Darm und können somit die Diarrhö wirksam reduzieren.
  • Colesevelam (z.B. Cholestagel® oder Generika) wurde in zwei kleinen Studien zur Behandlung der chologenen Diarrhö unter Lenalidomid untersucht und zeigte eine gute Wirksamkeit [Pawlyn et al. 2014, Hultcrantz et al. 2024]
  • Hinweis: der Einsatz erfolgt off-label, da Colesevelam nur zur Lipidsenkung bei Hypercholesterolämie zugelassen ist
  • Dosierung in Studien:
    • Initial: 1250 mg 1 x täglich (entspricht 2 Tabletten à 625 mg)
    • Bei unzureichender Wirkung: Dosissteigerung auf maximal 3750 mg pro Tag (6 x 625 mg Tbl. 1 x täglich oder 3 x 625 mg Tbl. 2 x täglich)
    • Behandlungsdauer: maximal 12 Wochen

Wichtige Interaktionen

  • Colesevelam kann andere Wirkstoffe binden und deren Resorption reduzieren → andere Medikamente zur Sicherheit mind. 4 Stunden vor oder 4 Stunden nach Colesevelam einnehmen
  • Beeinflussung der Vitamin K-Resorption möglich → Wirkung von Vitamin K-Antagonisten wie Phenprocoumon kann verstärkt sein → INR engmaschig kontrollieren, v.a. zu Therapiebeginn

Ergänzende Maßnahmen

  • Fettreduzierte, leicht-verdauliche Mahlzeiten
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2 Liter/Tag)
  • Traditionell eingesetzte Präparate wie Heilerde oder Flohsamenschalen können bei milder chologener Diarrhö hilfreich sein, weil sie ebenfalls Gallensäuren binden. Bei stärkeren Beschwerden reicht ihre Wirkung jedoch nicht aus. Auch bei diesen Präparaten gilt: Einnahmeabstand zu anderen Medikamenten beachten!

Quellen:

Pawlyn C, Khan MS, Muls A, et al. Lenalidomide-induced diarrhea in patients with myeloma is caused by bile acid malabsorption that responds to treatment. Blood. 2014;124(15):2467-2468. doi:10.1182/blood-2014-06-583302

Hultcrantz M, Hassoun H, Korde N, et al. Colesevelam for lenalidomide associated diarrhea in patients with multiple myeloma. Blood Cancer J. 2024;14(1):164. doi: 10.1038/s41408-024-01136-1

Fachinformation Cholestagel®, Juni 2025. Zugriff: 09.07.2025.https://www.fachinfo.de